Judo ist eine vergleichsweise moderne und junge Sportart, die ihre Wurzeln in den altens japanischen Kampfkünsten, insbesondere dem Jiu-Jitsu hat.
Interessanterweise war es ein Deutscher, der Ende des 19. Jahrhunderts den Anstoß zur erfolgreichsten asiatischen Kampfsportart gab: Dr. Erwin von Bälz war Arzt aus Bietigheim / Württemberg, der im Jahre 1877 als Professor an der kaiserlichen Universität in Tokio (von 1876 – 1892) den jungen Studenten Jigoro Kano (1860 – 1939), dem Gründer des heutigen Judosports, auf das alte Jiu-Jitsu aufmerksam machte. Jigoro Kano interessierte sich am Anfang weniger, dann aber, durch das stetige Zuraten seines deutschen Professors, immer mehr für die Verbreitung dieser edlen Kunst. So gründete er schon im Frühjahr dieses Jahres 1882, also mit 22 Jahren, im alten Tempel »Eishoji« (zu deutsch »Weidenherzschule«) die erste Übungsstätte. Nach dem Studium aller bis dahin schon existierenden verschiedenen Techniken, Richtungen und Schulen fasste Jigoro Kano diese zu einem eigenen Jiu-Jitsu-System zusammen.
Dieses moderne Jiu-Jitsu-System wird noch heute in der westlichen Welt gelehrt und vielerorts als modern angesehen, obwohl Kano schon nach wenigen Monaten aus dem gefahrvollen Jiu-Jitsu die sanfte Sportart Jiu-Do (heute Judo, der sanfte Weg) entwickelte. Jigoro Kano sah anfänglich keinen erzieherischen Wert in dem groben Jiu-Jitsu, außerdem war diese Selbstverteidigung für den Zweikampf auf der Matte nicht geeignet, und schließlich bemängelte Kano die Schönheit und Eleganz der Bewegung. Kurzum: Kano schaffte alle verletzenden Griffe des Jiu-Jitsu ab und behielt lediglich für sein neues Judo einige Würfe und Bodengriffe bei.
Nach dieser Zeit wurde das neue Kano-Judo immer populärer. Schon damals trat diese Sportart ihren Siegeszug durch Japan an. Jigoro Kano gründete im Jahre 1886 die größere Judolehrstätte Kodokan, die noch heute in Tokio, natürlich in weit verbesserter Form, existiert. Der Kodokan gilt noch jetzt als das Mekka aller Judosportler der Welt. Und wenn diese während des Trainings ihren Kotau vor dem Gegner machen, ist diese Verbeugung gleichzeitig eine Ehrerbietung vor dem großen Kano’schen Judoprinzip. Immer mehr Mitglieder gingen seinerzeit zu Kano und fanden Interesse an seinem in das Gewand des Sports gekleideten moralischen Prinzip.
Der größte Erfolg in der frühen Geschichte des Judo aber wurde dann erreicht, als die Judoschüler Kanos gegen die konservativen Jiu-Jitsu-Helden im Zweikampf antraten und einen überragenden Sieg davontrugen. Das war 1890, wo es zur großen Entscheidung zwischen der Totsuka-Jiu-JitsuSchule und dem Kodokan kam. 13 Kodokanschüler gewannen ihren Kampf eindeutig, und nur zwei kämpften unentschieden.
Der entscheidende Vorteil des Judo gegenüber anderen Sportartarten ist zweifellos der Staus als faire und streng reglementierte Kampfsportart. Spätestens seit der Aufnahme des Judo in das olympische Programm im Jahre 1954 begann der Siegeszug dieses Sports für Alt und Jung. Weltweit wurde die sportliche und die pädagogische Bedeutung des sanften Weges anerkannt und hoch geschätzt. Der Internationalen Judo-Föderation gehören heute mehrere Millionen Sportler aus 184 Ländern an, alleine in Deutschland werden ca. 250.000 Mitglieder gezählt, davon ca. 160.000 aus Nordrhein-Westfalen.